Moore
Die Hochmoore sind sehr wertvolle und zugleich hochsensible Biotope des Böhmerwaldes. Ihre geheimnisumwobenen, alten Geschichten sind eng verbunden mit ihrer einzigartigen Welt an der Grenze zwischen Land und Wasser.
Für den Böhmerwald sowie auch für andere mitteleuropäische bewaldete Landschaften sind Moore und Sümpfe Relikt-Ökosysteme, die typisch für die nördliche Tundra und Taiga sind. Im Böhmerwald reichen die Moor-Typen von den typischen urglasförmigen Hochmooren, welche vollständig von Niederschlagswasser abhängen, bis zu bewaldeten oder offenen Niedermooren, welche hauptsächlich durch Grundwasser gespeist werden. Beide Moor-Typen werden oft von staunässegeprägten Fichten- oder Birkenmoorwäldern umgeben. Ihre Bewohner sind Orchideen wie das Zweiblatt (Listera cordata) und die Korallenwurz (Corallorhiza trifida). Nicht-bewaldete Verlandungsmoore sind gewöhnlich kleiner und entweder natürlich (an Quellen) oder sekundär (durch Entwaldung oder traditionelle Landnutzung) entstanden. Sie sind reich an Biodiversität (insbesondere Pflanzen und Insekten). Der größte Komplex von Hochmooren und Sumpfgebieten Mitteleuropas mit einer Ausdehnung von 10.000 ha befindet sich im Böhmerwald und wurde 1990 als Ramsar-Standort ausgewiesen.
Mehr als 70% der Moore des Böhmerwaldes wurden in der Vergangenheit durch Forstwirtschaft, Landwirtschaft und Torfabbau beeinträchtigt. Seit 1999 wird ein umfangreiches “Moor-Renaturierungs-Programm” im NP Šumava mit dem Fokus auf die gestörte Hydrologie umgesetzt. Veränderungen in ausgewählten entwässerten und intakten Moore werden mit den folgenden Zielen überwacht: 1) Charakterisierung der Beeinträchtigungen durch die gestörte Hydrologie 2) Beurteilung des Erfolges der Renaturierung. Seit 2005 wird ein Monitoring auf zahlreichen permanenten Untersuchungsflächen (Plots) durchgeführt und folgende Parameter aufgenommen: Wasserstand, Hydrochemie, Oberflächenabfluss, Niederschlagsmenge und Vegetation. Dieses Monitoring-Design soll ab 2017 auch auf den NP Bayerischer Wald erweitert werden.
Design des Monitoring-Projektes
Standort: der Moorkomplex "Modravské slatě", das Tal der oberen Moldau ("Vltavský luh"), das Tal des Flusses Křemelná, der Moorkomplex Zwieselter und Latschenfilz, der Große Filz am Spitzberg sowie der Moorkomplex Großer Filz bei Riedlhütte und Klosterfilz. Karte
Methoden: 9 Moor-Standorte im NP Šumava und 6 im NP Bayerischer Wald mit unterschiedlichem Grad der Entwässerung (wenig bis stark beeinträchtigt) und intakte Moore als Kontrollen werden mit dem Monitoring überwacht. Ombrotrophe Moore (Hochmoore) und minerotrophe Moore (Niedermoore) werden hierbei berücksichtigt. Das Monitoring liefert Daten der Mikro-Topographie, des hydroökologischen Zustands und der Vegetation. Folgende Parameter werden aufgenommen: Wasserstand, Hydrochemie des Moor- und des Oberflächenwassers, Torfchemie, Oberflächenabfluss, Niederschlagsmenge, Vegetation und das Mikro-Klima (Luft- und Bodentemperatur und -feuchtigkeit). Der Wasserstand wird manuell alle 2 Wochen von April bis November gemessen. Zusätzlich werden an ausgewählten Standorten automatische Wasserstand-Sensoren (Piezometer) verwendet, die in einem einstündigen Intervall messen. Monatlich werden an gefassten Bohrlöchern Wasserproben entnommen, analysiert und die Stoff-Konzentrationen (SO4, NO3, NH4, PO4, Ca, Mg, K, Al, Fe, Cl, P, N, DOC), der pH-Wert und die Leitfähigkeit bestimmt. Der Abfluss wird kontinuierlich mittels Thompson-Profil gemessen. Die Vegetationsaufnahmen werden in permanenten Plots von 1×1 m durchgeführt.
Ergebnisse:
Derzeit werden Langzeit-Daten des Monitorings von intakten und renaturierten Mooren produziert und aufbereitet.
Referenzen: Moore